Wohnraum für Flüchtlinge und Rumänen
Konkrete Zahlen im Rat: Stadt Philippsburg muss Unterkünfte bereitstellen
Philippsburg (ber). Auch die Stadt Philippsburg muss Flüchtlinge und Asylsuchende unterbringen, wenn sie auch bislang argumentierte, keine freien Plätze zu haben. Was überrascht, sind der plötzliche Druck, die Eile und die hohe Zahl an erforderlichen Unterkünften. Der Einwohnergröße entsprechend dürften bis zu 400 Personen in den drei Stadtteilen unterzubringen sein: 200 in der Erstunterkunft (Gemeinschaftsunterkunft) unter Zuständigkeit des Landkreises und etwa 200 Personen in der Anschlussunterbringung, wofür die Kommune verantwortlich zeichnet. Erstmals gab es konkrete Zahlen in einer Gemeinderatssitzung.
Auf Antrag der Freien Wähler hatten Bürgermeister Stefan Martus und die Verwaltung dem Gemeinderat und damit der Öffentlichkeit die dramatische Entwicklung beschrieben, die sich aber schon seit gut einem Jahr abgezeichnet hat. Laut Landratsamt müssen bis Ende 2015 rund 30 Flüchtlinge und bis Ende 2016 weitere 170 Flüchtlinge in ganz Philippsburg untergebracht werden. Derzeit leben lediglich 12 Flüchtlinge innerhalb der Stadtgrenzen. Doch nicht nur die Flüchtlinge und Asylsuchende verursachen Handlungsbedarf, auch die Obdachlosen. Noch im August benötigen etwa 35 obdachlose Rumänen, die derzeit in einem Wohnblock auf dem ehemaligen Kasernengelände leben, neue Wohnungen. Für sie ist das Gehöft „Tannenhof“ bei Rheinsheim vorgesehen. „Bio-Energie Nordbaden“ hatte mit der Stadt einen befristeten Mietvertrag für die Unterbringung der Obdachlosen abgeschlossen. Jetzt wird der Wohnblock abgerissen.
Zur Erstunterbringung kommt die Anschlussunterbringung; eine Aufgabe der Stadt Philippsburg, die jetzt Unterbringungsmöglichkeiten für bis zu 170 Personen suchen muss. „Die Wohnungssuche gestaltet sich sehr schwierig. Wir sind derzeit nur in der Lage, so um die 30 Asylbewerber an verschiedenen Standorten unterzubringen. Diese Personen sollen im angemieteten Bahnhofsgebäude und im ehemaligen Hebelgelände eine Bleibe finden“, bemerkte Bürgermeister Martus.
Neu ist die Information: Das Landratsamt hat vor, auf einem Grundstück im Gewerbegebiet Bruchstücker eine Gemeinschaftsunterkunft für 200 Asylsuchende zu schaffen. Dazu will die Stadt ein Gelände im Privatbesitz aufkaufen und dann dem Kreis dafür zur Verfügung stellen, so der Rathauschef. Wie und wo die Stadt dann „ihre“ Anschlussunterbringungen realisiert, soll erst im September im Gemeinderat beschlossen werden. Martus hält eine dezentrale Unterbringung für unrealistisch und rechnet mit einer zentralen Unterbringung wie in vergleichbaren Kommunen. Das würde bedeuten, zur Erstunterbringung für 200 Asylanten kämen noch 100 oder mehr Anschlussunterbringungen. Möglicherweise werden dann Container aufgestellt.
Und die Fraktionen? Wie Joachim Pöschel (SPD) sahen es auch die anderen Fraktionen: „Wir sagen Ja zu echten Flüchtlingen und Nein zu reinen Wirtschaftsflüchtlingen.“