Gemeinderat streitet über Straßenanbindung mit Ampel oder Kreisverkehr ohne Ampel
Mehr Gefahr oder gleichbleibende Sicherheit für Schulkinder?
Genau auf den Punkt brachten die Freien Wähler mit ihrem Spontanantrag die vielseitige Problematik: Ist eine Anbindung mit einer Ampelanlage oder ein Kreisverkehr ohne Ampel für die Schulkinder – vor allem die aus Huttenheim kommend – sicherer, wenn sie die vielbefahrene L 602 überqueren müssen. Etwas in den Hintergrund traten damit die eifrig diskutierten Fragen, ob ein Verkehrskreisel an der L 602/Dammstraße den Wünschen des Autofahrers entspricht, ob eine vierarmige Anbindung von 133 Grundstücken in dem geplanten Neubaugebiet „Erlenwiesen“ notwendig ist und ob dafür die hohen Kosten von 530.000 Euro gerechtfertigt sind.
Nach einer Sitzungsunterbrechung beantragte die FW-Fraktion, die Entscheidung nicht übers Knie zu brechen, sondern zu verschieben, um bis zur nächsten Sitzung die alternativen Überquerungsmöglichkeiten auch planerisch aufgezeigt zu bekommen, so Sandra Wise (FW), erfahrene Elternvertreterin der Schulen. Eine Stunde lang stritten sich die Stadträte um die beste Lösung. Vor einem Jahr hatte sich der Gemeinderat für eine einfache Linksabbiegespur entschieden und damit für den Verbleib der, wie es hieß, bewährten Ampelanlage. Jetzt rollten die Planer das Thema nochmals auf und empfahlen den mit Mehrheitsbeschluss abgelehnten Kreisverkehr.
Ihr Argument: Von Seiten des Landratsamtes Karlsruhe und von Teilen der Öffentlichkeit werde die Planung eines Kreisverkehrsplatzes befürwortet. Das Amt für Straßenverkehr, Ordnung und Recht habe „erhebliche Bedenken“ gegen eine Hauptanbindung des Plangebiets über die Dammstraße aufgrund der unmittelbaren Entfernung zum Einmündungsbereich der L 602 und rate, jetzt die Fläche über einen Kreisel zu erschließen. Wie Bürgermeister Stefan Martus informierte, hat die Stadtverwaltung inzwischen das Landesverkehrsministerium angeschrieben und nach einer Kostenbeteiligung des Landes gefragt. Dazu gab es ein klares Nein aus Stuttgart und dem Regierungspräsidium Karlsruhe.
Die Kosten einer reinen Linksabbiegespur auf der Dammstraße sind mit rund 80.000 Euro veranschlagt. Im Falle einer Erschließung wären diese Ausgaben von den Eigentümern der zukünftigen Bauplätze zu tragen. Doch ein neuer Kreisverkehr mit vier Armen, der eine direkte Zufahrt ins Baugebiet Erlenwiesen erlaubt, wird auf rund 530.000 Euro geschätzt. Zwei Äste wären nach den vorhandenen Überlegungen von den Bauherren in Form erhöhter Erschließungskosten zu übernehmen, den Rest von 265.000 müsste die Stadt berappen.
Viele Gesichtspunkte, viele Meinungen: So schieden sich in Fragen der Verkehrssicherheit und der Finanzierung die Geister – auch quer durch die Fraktionen. Werner Back (CDU), der in unmittelbarer Nähe wohnt, warnte vor einem ampellosen Kreisel mit enormem LKW-Verkehr. Die Kinder hätten sich bestens mit der bestehenden Ampel angefreundet. Christopher Moll (FW) fand, die Stadt könne sich die halbe Million Gesamtkosten nicht leisten. Doch dann sprach sich sein FW-Kollege Peter Kremer für den Kreisverkehr aus. Die Ampel sei für die vielen Fußgänger und Fahrradfahrer weitaus sicherer, urteilte Stephan Seifert (SPD). Doch für seinen Kollegen und Ex-Fahrlehrer Peter Haake ist ein Kreisel gut für den Autofahrer. Als Kreiselbefürworter traten die Ulis auf. „Die Mehrkosten nehmen wir in Kauf“, meinte Ingo Kretschmar. „Wir verteuern doch die Gesamtkosten für bauwillige junge Familien“, hielt Hans-Gerd Coenen (CDU) entgegen.
(Schmidhuber)
Der Artikel ist im Original zu finden unter: www.philippsburg.de/index.php/neues-aus-dem-gemeinderat-2.html