Energiefragen an Rathauschefs

Aus der BNN vom 21. April 2015

Energiefragen an Rathauschefs
Unterschiedliche Ansichten zu Stromtrassenverlauf und Konverterstandort

Bruchsal. Kürzlich stellte Netzbetreiber TransnetBW das umstrittene Ultranet-Leitungsprojekt zwischen Mannheim und Philippsburg vor. BNN-Mitarbeiter Werner Schmidhuber befragte die Rathauschefs der betroffenen Kommunen: Walter Heiler (SPD, Waghäusel), Stefan Martus (CDU, Philippsburg) und Martin Büchner (FW, Oberhausen-Rheinhausen).

Sind Sie mit dem vorgeschlagenen Trassenkorridor zufrieden?

Heiler: Die Frage nach einem Trassenkorridor stellt sich für unseren Bereich zur Zeit nicht, da TransnetBW plant, die Ultranetleitungen auf bestehenden Masten zu installieren. Ich betrachte dies als eine durchaus raumsparende und umweltfreundliche Lösung. Natürlich gibt es Alternativlösungen für andere Trassenverläufe, die sind aber mit erheblich mehr Flächenbedarf verbunden.
Martus: Die Idee, neue Leitungen auf vorhanden Masten zu installieren, um keine neuen Masten bauen zu müssen, finde ich grundsätzlich gut. Der Trassenkorridor muss aus meiner Sicht im Bereich des ehemaligen Munitionsdepots Kirrlach auf Gemarkung Altlußheim ausgeweitet werden, damit der für uns immer noch beste Standort im Rennen bleibt.
Büchner: Die Trassenkorridorfindung ist für uns noch nicht abgeschlossen. Nach wie vor sehen wir einen Trassenkorridor auf der gegenüberliegenden Rheinseite für möglich und machbar. Der angesetzte Untersuchungsmaßstab ist zu grobmaschig, um diese Möglichkeit auszuschließen.

„Landstraßenäcker“ hat als Konverterstandort den Vorzug bekommen. Sind Sie einverstanden? Was wäre für Sie die Alternative?

Heiler: Die aktuell diskutierten Konverterstandorte sind das Ergebnis eines aufwendigen Untersuchungsprogramms, bei dem sowohl die technischen Vorgaben von Transnet BW als auch raumordnerische und umweltfachliche Kriterien zu berücksichtigen sind. Natürlich wäre es mir lieber, wenn der Kelch eines Konverterstandortes an Waghäusel vorbei ginge. Meines Erachtens ist der ideale Standort nach wie vor in unmittelbarer Nähe neben dem Atomkraftwerk.
Martus: Wir halten nach wie vor den Standort im Wald, das Areal des ehemaligen Munitionsdepots Kirrlach, für am geeignetsten. Landwirtschaftliche Flächen dürfen den Planungen nicht unnötig zum Opfer fallen. Der Standort dort im Wald wäre am weitesten von jeder Wohnbebauung entfernt. Deshalb habe ich von Anfang an bei dem betroffenen Kommunen um eine möglichst breite Allianz für diesen Standort geworben.
Büchner: Bei der Suche nach Konverterstandorten sollten vor allem Flächen in den Fokus genommen werden, die vollständig oder zum großen Teil im Eigentum der öffentlichen Hand sind oder im Privateigentum des Konzerns EnBW stehen. Entlang des von der Antragstellerin ermittelten Vorzugskorridors von Philippsburg bis Mannheim gibt es sicherlich Möglichkeiten. Infrage käme auch ein Standort bei Ludwigshafen. In Bezug auf Standortalternativen sollten wir es jedoch in der Region vermeiden, uns gegenseitig zur Freude der Antragstellerin den „Schwarzen Peter“ zuzuschieben.

Transnet bietet Info-Märkte in allen drei Kommunen an. Welche Position nehmen Sie dort ein?

Heiler: Die geplanten Info-Märkte sind Veranstaltungen der TransnetBW. Wir sind dort offiziell nicht vertreten und werden unseren Bürgern keine Empfehlungen geben. Wir haben eine mündige Bürgerschaft, die für sich selbst entscheiden kann und keine Vorgaben für Akzeptanz oder Widerstand braucht.
Martus: Beim Info-Markt bin ich wie jeder andere Bürger zunächst einmal Zuhörer. Unsere ablehnende Haltung zu den zwei möglichen Konverterstandorten auf Gemarkung Philippsburg haben wir bei der Antragskonferenz in Hockenheim mehr als deutlich gemacht und fachlich fundiert untermauert. Diese brauchen wir beim Info-Markt nicht zu wiederholen.
Büchner: Die Info-Märkte sind eine Veranstaltung der Firma TransnetBW. Sie dienen zur Information der Bevölkerung- aber auch der Firma Transnet BW über die Meinungen in der Bevölkerung. Die Bürger meiner Gemeinde benötigen sicher keine Empfehlung von meiner Seite aus, wie sich dort zu verhalten haben. Insbesondere nicht im Hinblick auf Akzeptanz und Widerstand.

 

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